Mit Familismus wird die Orientierung an einer heteronormativen Idealfamilie als anerkannteste Form von Gemeinschaft(lichkeit) bezeichnet, an der sich die gesellschaftliche Strukturierung orientiert. Andere Formen des Zusammenlebens werden damit implizit oder auch explizit abgewertet (vgl. Notz 2015; 2022). Im Unterschied dazu bedeutet Familialismus in der Wohlfahrtsforschung, dass die öffentliche Infrastruktur wenig, kaum oder gar nicht auf die Kinderbetreuung und -versorgung ausgelegt ist. Stattdessen wird die familiäre Versorgung durch Transferleistungen oder Zusatzzahlungen gefördert. In einem familialistischen Sorgeregime wird die (Kern-)Familie für die Betreuung von Kindern und älteren Menschen als zuständig angesehen (vgl. Eggers/Grages/Pfau-Effinger 2022).