Sorgekrise(n)

Die Sorgekrise kann als systemisch bedingte Ausprägung der sorglosen kapitalistischen Organisation Sorge und Sorgearbeit begriffen werden (vgl. Aulenbacher/Dammayr/Décieux 2015). Verschiedene Autor*innen setzen in der Analyse der Sorgekrise(n) unterschiedliche Akzente, die die gesamte soziale Reproduktion von Gesellschaften und ihre natürlichen Grundlagen betreffen (vgl. z. B. Jürgens 2010; Winker 2011). „Zu einer Sorgekrise kommt es, wenn Sorgedefizite nicht auf einzelne Haushalte beschränkt bleiben, sondern sich national, regional oder weltweit ausdehnen, wobei sich die Situation überall dort zuspitzt, wo sich das Angebot an und die Nachfrage nach Sorgearbeit gegenläufig entwickeln, also immer mehr Sorgearbeit benötigt wird, aber immer weniger Sorgearbeit geleistet wird.“ (Knobloch 2013a, S. 25) Die Anforderungen an die soziale Reproduktion steigen unter den neoliberalen Arbeits- und Produktionsbedingungen während gleichzeitig wohlfahrtsstaatliche Angebote und Strukturen privatisiert und reduziert werden. Für Sorgeleistende drückt sich das in physischen und psychischen Überlastungen aus und für Sorgeempfangende derart, dass ihre Versorgung nicht mehr angemessen sichergestellt ist.