Das Konzept des Vorsorgenden Wirtschaftens wurde Anfang der 1990er Jahre von dem gleichnamigen Netzwerk entwickelt. Ziel ist es, eine sozial-ökologisch zukunftsfähige Wirtschaftsweise theoretisch zu fundieren sowie praktisch umzusetzen und weiterzuentwickeln. Für das Vorsorgende Wirtschaften sind drei Prinzipien grundlegend: Vorsorge vor Nachsorge, Kooperation vor Konkurrenz sowie Orientierung am zum guten Leben Notwendigen vor der Orientierung an monetären Größen (vgl. Busch-Lüty et al. 1994; Biesecker et al. 2000; Netzwerk Vorsorgendes Wirtschaften 2013). Diese Prinzipien stammen aus der Haus- und Versorgungswirtschaft, sind aber auch für die Markt- und Geldwirtschaft weg- weisend und für die Zukunftsfähigkeit und Geschlechtergerechtigkeit jeder Wirtschaftsweise zentral (vgl. Jochimsen/Knobloch 1994, 1997; siehe auch Caring Economy und Sorgeökonomie).
Übersicht
Wærness
Wærness, Kari (1984): The Rationality of Caring. In: Economic and Industrial Democracy 5, H. 2, S. 185–211.
Wærness, Kari. (2000): Fürsorgerationalität. In: Feministische Studien 18, extra: Fürsorge – Anerkennung – Arbeit, S. 54–66.
WBG
WBG (2020): Creating a Caring Economy – A Call to Action. Final report of the Commission
on a Gender-Equal Economy: UK Women’s Budget Group. https://wbg.org.uk/analysis/creating-a-caring-economy-a-call-to-action-2/ (Abfrage: 07.10.2022).
Wichterich
Wichterich, Christa (2013): Haushaltsökonomien in der Krise. In: Widerspruch – Beiträge zu sozialistischer Politik 32, H. 62, S. 66–80.
Wichterich, Christa (2016): Feministische Politische Ökonomie und Sorgeextraktivismus. In: Brand, Ulrich/Schwenken, Helen/Wullweber, Joscha (Hrsg.): Globalisierung analysieren, kritisieren und verändern: Das Projekt kritische Wissenschaft: Christoph Scherrer zum 60. Geburtstag. Hamburg: VSA, S. 54–71.
Wichterich, Christa (2019): Reproduktionskrisen, Sorgeextraktivismus und Sorgekämpfe in Indien: Sozialarbeiter*innen auf dem Land und Pflegekräfte in Krankenhäusern. In: Prokla – Zeitschrift für kritische Sozialwissenschaft 49, H. 197, S. 533–549.
Wilz
Wilz, Sylvia M. (2010): Organisation – Die Debatte um ‚Gendered Organizations‘. In: Becker, Ruth/Kortendiek, Beate (Hrsg.): Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. 3. Auflage. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften. S. 513–519.
Winker
Winker, Gabriele (2011): Soziale Reproduktion in der Krise – Care Revolution als Perspektive. In: Das Argument 53, H. 3, S. 333–344.
Winker, Gabriele (2015): Care Revolution: Schritte in eine solidarische Gesellschaft. Bielefeld: transcript.
Winker, Gabriele (2021): Solidarische Care-Ökonomie: Revolutionäre Realpolitik für Care und Klima. Bielefeld: transcript.
Young (Adult) Carer
Young Carer sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, die sich um kranke, behinderte oder aus anderen Gründen zu unterstützende enge Angehörige kümmern (vgl. Metzing 2007), Young Adult Carer junge Erwachsene zwischen 18 und 24 Jahren (vgl. Frech et al. 2019). Eine Untergruppe der Young Adult Carer sind pflegende Studierende (siehe Knopf et al. 2022).
Zeit, Zeitbedarf
Ein wesentliches Element, um die Konzeption und Umsetzung von Sorge analysieren und begreifen zu können, ist Zeit. Das betrifft zum einen die Uhrenzeit, die Individuen und Kollektiven zur Verfügung steht, um für sich und andere sorgen zu können. In Gesellschaften, die von Lohnarbeit dominiert sind, ist auch die Zeit erwerbsfähiger Personen dadurch geprägt. Daher sind auch Debatten um Erwerbsarbeitszeitverkürzung in dem Anliegen für eine geschlechtergerechte Umverteilung von Sorgeverantwortung zentral. Als Zielgröße kann Zeitsouveränität formuliert werden, d. h. bedürfnisorientiert über die eigene Zeit verfügen zu können und somit fremdbestimmte Zeit zu reduzieren. Zudem ist der Zeitbedarf für bezahlte und unbezahlte Sorgearbeit hoch und lässt sich nicht ohne Qualitätsverlust verringern. Darüber hinaus ist Zeit unter Sorgeaspekten auch im Sinne der Generationengerechtigkeit bedeutsam, etwa wenn die Folgen eines sorglosen oder sorgsamen Umgangs mit der Um- und Mitwelt betrachtet werden (siehe Völkle 2022).
Zeitvorsorge
Die Zeitvorsorge – alternative Begriffe sind Zeitbanken, Zeitgutschriften oder Zeittausch – ist ein Konzept zur Alterssicherung, bei dem nicht Geld, sondern Zeit angespart wird. Den Menschen, die andere Menschen regelmäßig im Alltag unterstützen, werden die Stunden von einer Organisation oder Gemeinschaft gutgeschrieben. Später, wenn sie selbst Unterstützung benötigen, können sie Sorgeleistungen im entsprechenden Umfang beanspruchen. Ein Beispiel für die Umsetzung dieser Idee ist das Modell Zeitpolster (siehe Jochum-Müller 2022).
Zimmerman/Litt/Bose
Zimmerman, Mary K./Litt, Jacquelyn S./Bose, Christine E. (Hrsg.) (2006): Global Dimensions of Gender and Carework. Stanford: Stanford University Press.