Cammarata, Patricia (2020): Raus aus der Mental Load-Falle. Weinheim und Basel: Beltz.
Übersicht
Care Arrangement
Der Begriff Care Arrangement, oder auch Sorgearrangement, bezieht sich auf der Mikroebene auf das Zusammenspiel der verschiedenen formellen und informellen Sorgetätigkeiten für die Versorgung eines Individuums. Die Ausgestaltung, Finanzierung und Zuständigkeit von und für Sorge und Sorgearbeit werden institutionell, politisch, gesellschaftlich und wirtschaftlich organisiert. Die Care-Arrangements sind somit von Sorgesystemen und Sorgeregimen beeinflusst. Care-Arrangements wirken entlang von Öffentlichkeit und Privatheit sowie entlang von Staat, Markt, Familie/Haushalt und Zivilgesellschaft. Im Care-Arrangement ist auch angelegt, ob und zu welchen Teilen Sorgearbeit entlohnt wird, wo sie stattfindet sowie von wem und für wen. Care-Arrangements werden in der Sorgeforschung besonders häufig im Kontext der Pflege durch Care-Migrant*innen untersucht.
Care Mainstreaming
Die Initiative Care.Macht.Mehr schreibt in ihrem Positionspapier von 2020 dazu:
„Care Mainstreaming heißt, dass bei allen politischen Maßnahmen aller Ressorts
die Auswirkungen auf Menschen, die Care-Verantwortung tragen, die Care-Tätigkeiten
leisten oder die Care benötigen, als verpflichtende Dimension bei Entscheidungen
berücksichtigt werden. Es braucht dafür eine breite gesellschaftliche
Auseinandersetzung darüber, wie wir Care gemeinsam organisieren wollen, in
der die Stimmen aller Beteiligten gehört werden.“ (Care.Macht.Mehr 2020) Als
Instrument des Care Mainstreaming ließe sich ein Care (Rights) Monitoring oder
Care Watch entwickeln, vergleichbar dem Gender Budgeting, das ein Instrument
für die Umsetzung von Gender Mainstreaming ist.
Care-Politik(en)
Als Care-Politik(en) wird die in einem Land etablierte Sorgestruktur mit den konkreten politischen Maßnahmen und Instrumenten bezeichnet. Dazu gehört die gesamte die Sorgeregime kennzeichnende Sorgeinfrastruktur auf der Makroebene ebenso wie die Bereitstellung der Sorgeleistungen auf der Meso- und Mikroebene (vgl. Theobald 2022; siehe auch Theobald 2008, Theobald 2014). Anhand der Care-Politiken in einem Land, zum Beispiel in Bezug auf die familiale Sorgearbeit für ältere Menschen oder auf die nicht-familiale Pflege, lassen sich Typologien entwickeln und im Ländervergleich internationale Unterschiede herausarbeiten (vgl. Eggers/Grages/Pfau-Effinger 2022).
Care.Macht.Mehr
Care.Macht.Mehr (2020): Großputz! Care nach Corona neu gestalten – Ein Positionspapier
zur Care-Krise aus Deutschland, Österreich, Schweiz. care-macht-mehr.com/manifest-2020/ (Abfrage 07.10.2022)
Caring Citizenship
In modernen Gesellschaften ist die Staatsbürger*innenschaft (engl.: citizenship) mit Erwerbsarbeit verknüpft. Dagegen geht das Konzept der Caring Citizens- hip von Sorge als integralem Bestandteil von Staatsbürger*innenschaft, von gesellschaftlichen Teilhabemöglichkeiten und Bürger*in-Sein, aus und erkennt die Einbindung in Sorgebeziehungen als Sorgeleistende und Sorgeempfangende als ebenbürtig an. Erst durch diese grundlegende Erweiterung von Bürger*innenschaft um die Care-Dimension können sowohl Sorge als auch das Citizenship-Konzept vom Geschlecht entkoppelt werden (vgl. Knijn/Kremer 1997, S. 330 ff.).
Caring Commons
Indem Sorge als Commons, also als Gemeingut und gemeinsamer Wert, verstanden
wird, werden Sorgebedarfe und Sorgearbeit jenseits der vier Sektoren
des Sorgediamanten (Staat, Markt, Non-Profit-Organisationen, Haushalte)
selbstverwaltet organisiert und gestaltet. Dabei ist Sorge auch das Leitprinzip des
Handelns. Commons werden somit nicht als Güter oder Ressourcen, sondern als
soziale Beziehungen zwischen Commoners verstanden, die erst im Prozess des
Commoning Care die Caring Commons erschaffen. Die Größe und Reichweite
der Caring Commons kann sehr unterschiedlich ausfallen (vgl. Federici 2019;
Dengler/Lang 2019, Dengler/Lang 2022; Dengler 2022).
Caring Economy
Das Konzept Caring Economy stellt das sorgende Versorgen in den Mittelpunkt des ökonomischen Denkens und richtet das wirtschaftliche Handeln in allen Sektoren am Sorgen für andere, aber auch für sich selbst aus, ohne die ökologischen Zusammenhänge des Versorgens zu vernachlässigen. Schon früh wurde ein Konzept der Caring Economy entwickelt, in dem Sorgetätigkeiten und ökologische Prozesse als grundlegend für jedes Wirtschaftssystem verstanden werden (vgl. Knobloch/Jochimsen 1993; Jochimsen/Knobloch 1997, 2000, S. 15 f.). Aber auch spätere Konzepte der Caring Economy in Theorie und Praxis legen den Fokus sowohl auf Sorge und Versorgung als auch auf Ökologie und Klima (vgl. WBG 2020; The Care Collective 2020; siehe auch Sorgeökonomie und Vorsorgendes Wirtschaften).
Caring Institutions
Soziale, ökonomische und politische Institutionen sind gesellschaftliche Gebilde, die das Handeln von Menschen prägen, aber auch von Menschen geprägt werden. Damit Institutionen zu Caring Institutions werden, sind sie so zu gestalten, dass sie eine sorgende Wirtschaft und Gesellschaft unterstützen. Joan Tronto ist sogar der Ansicht, dass die vorhandenen Institutionen „no longer fit with our modes of caring and need to be revolutionized“ (Tronto 2013, S. 13; vgl. Engster 2007, 123; siehe auch Sorgerevolution). Ein Teil der sorgenden Institutionen sind Caring Organisations.